Manfred Henninger

 

Manfred Henninger, whose work appertains to the current of expressive realism, began his career as a student of Oskar Kokoschka, followed in the footsteps of Paul Cézanne and soon developed his own, highly original style.

Both in his private life and in his painting, he was strongly influenced by his environment, which he integrated into his art in numerous ways.

His work presents itself to the viewer as the visual diary of a man who strove all his life to disclose through his art the unity of man and landscape, documenting his impressions of the two World Wars and the interwar period.

It comes as no surprise, then, that Henninger spent many years working on the same recurrent motif, that of nudes bathing in a natural environment (a motif to be found, in a similar form, in the work of Matisse). Henninger associated this motif with “man’s realisation that he is a part of ever creative Nature“.

Born in Backnang (Germany) on 2 February 1894, Henninger enlisted in the German army in 1914. He returned from the war a pacifist and devoted himself to painting until his death on 5 October 1986, in addition to teaching at Stuttgart’s National Academy of the Visual Arts from 1949 onwards.

His life was as eventful as his art is dynamic. His 1933 escape from Germany opened an important new chapter in his life, marked by the nomadic life he and his family led in their Spanish and later Swiss exile.

Henninger’s years of exile and poverty left their mark – but not by rendering his work more sombre. Brigitte Henninger has devoted herself to raising awareness of Henninger’s work. She is the caretaker of a large part of the estate of her deceased father-in-law Manfred Henninger, a co-founder of the Stuttgart-based artist’s group Neue Sezession. Some of Henninger’s works, oil paintings and works on paper, can be seen here. They give an impression of Henninger’s life work and will hopefully provoke further interest in a man who loved all the colors of life, thereby earning the admiration of many who knew him.
 

Manfred Henninger, dessen Werk zur Schule des Expressiven Realismus gehört, begann seine Kariere als Schüler Kokoschkas, folgte den Spuren Cézannes und fand früh seinen eigenen, sehr individuellen Stil.

Im Privaten wie auch in seiner Malerei hat ihn seine Umwelt stark geprägt, die er auf vielfältige Weise in seine Kunst integrierte.

Wie eine Art visuelles Tagebuch öffnet sich vor dem Betrachter die Welt eines Menschen, der sein Leben lang bemüht war, durch seine Kunst die Vereinigung des Menschen mit der Landschaft transparent zu machen und seine Eindrücke von den Kriegs- und Zwischenkriegsjahren zum Ausdruck zu bringen.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass Henninger ein sich oft wiederholendes Motiv, der nackte badende Mensch in der Natur, das wir in ähnlicher Form bei Matisse finden, über viele Jahre hinweg begleitete, was für ihn „die Bewusstwerdung des Menschen als Teil der in ständigem Erschaffen befindlichen Natur“ bedeutete.

Am 02.12.1894 in Backnang geboren, zog Henninger als Freiwilliger 1914 in den Krieg, kehrte als Pazifist zurück und widmete sich neben seiner Lehrtätigkeit an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart (ab 1949) bis zu seinem Tod am 05.10.1986 ausschließlich seiner Malerei.

Wie seine Kunst war auch sein Leben voller Bewegung. So begann 1933 mit seiner Flucht aus Deutschland ein entscheidender Abschnitt, der ihn und seine Familie zu einem nomadischen Leben im spanischen und später im schweizerischen Exil verbannte.

Ein Leben, das zeitweise von Flucht und Armut gezeichnet wurde, hinterlässt seine Spuren. Doch müssen diese nicht Schwere bedeuten. Dies zu transportieren und zu kommunizieren hat sich Brigitte Henninger zur Aufgabe gemacht. Sie verwaltet einen großen Teil des Nachlasses ihres verstorbenen Schwiegervaters Manfred Henninger, dem Mitbegründer der Stuttgarter Neuen Sezession. Einige der Werke, sowohl Ölbilder als auch Papierarbeiten, sind hier zu sehen. Sie geben einen Einblick in das Lebenswerk Henningers und laden zu einer Auseinandersetzung ein mit einem Menschen, der das Leben in all seinen Farben liebte, wofür ihn viele bewunderten.

 

Texte über Manfred Henninger

Anlässlich der Ausstellung "Exiljahre im Tessin" im Museum im Kleihuis-Bau vom 17. Mai – 15. November 2015
Texte der Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des Museums Frau Dr. Irmgard Sedler

Überwältigt von den Energien mediterraner Naturentfaltung, wie sie der Mensch Manfred Henninger in der Abgeschiedenheit seiner Malerklause in der „Nebelmühle“ (Mulino del Brumo) zwischen Arcegno und Ronco sopra Ascona unmittelbar erlebt, huldigt ihr der Maler Henninger mit greadezu schöpferischer Besessenheit. Seine Naturverehrung erfährt zudem, begünstigt durch die von den äusseren Umständen auferzwungene materielle Selbstbeschränkung, eine bis ins Religiös-Schwärmerische übergehende Steigerung.

Henningers Gemälde entstehen im Freien, um im Atelier weiter ausgearbeitet zu werden. Die vielen Baum-, Felsen-und Bachlandschaften, die Lago Maggiore-Aussichten und die in üppiger Landschaften eingebetteten, oft nur andeutungsweise wahrnehmbaren Architekturen und Ortssilhouetten, verkünden über den Bewegungsfluss des Farbauftrags, über die vom deutschen Impressionismus kultivierte Tradition des Malerischen, von einem ungebrochenen Lebensoptimismus, den sich der deutsche Exilant auch in der prekären Lebenssituation im Tessin bewahrt hat.

Ein Besuch bei Charlotte Berend-Corinth 1939 am Vierwaldstätter See verstärkt die Resonanzbereitschaft Henningers für die kompositorischen Elemente der Malerei von Lovis Corinth. Zudem beginnt sich der Maler in den frühen 1940ger Jahren mit der Malweise Paul Cezannes auseinanderzusetzen. In diesem Sinne erscheinen Pinselaufträge kontrollierter, Farbaufträge homogener, das Erzählerische konkreter. Die späten Tessiner Gemälde, vor allem jene nach dem Umzug 1947 in die Villa Cavalli nach Verscio entstandenen, belegen diesen ansatzweisen Wandel bei aller Kontinuität in Henningers Oeuvre aus den Tessiner Jahren.

Bei aller Zurückgezogenheit hat Henninger in seiner Tessiner Zeit nicht außerhalb der Kunstszene in der Region gelebt. Dir räumliche Nähe zu den Lebensreformern am MonteVerità spielt mit hinein in Henningers Kult der Körpernacktheit, der sich u.a. im Motiv der Badenden am Fluss oder unter Bäumen widerspiegelt. Ab 1946 stellt Henninger mit dem Circole Verbano–Kreis der in Ronco ansässigen Malern mehrfach aus. Die Kontakte zu Peter Jordi, Heinrich Vogerer-Schüler in Fontana Martina und Sohn des dortigen Landkommunengründers Fritz Jordi, bringen ihm überdies den Werkstoff Keramik nahe.

Die Ausstellung im Kleihuis-Bau gibt auf knapp 800 qm Ausstellungsfläche einen Einblick in das Schaffen Manfred Henningers im Tessiner Exil. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der eigenen Sammlung des Museums. Diese wird ergänzt mit privaten Leihgaben. Das überaus produktive Schaffen Henningers während der Tessiner Jahre und die zahlreichen nicht überschaubaren, in Privatbesitz verstreuter Zeugnisse seiner Kunst, erlauben nur einen selektiven Blick über diese Zeit.

 

Anlässlich  der Ausstellung "Panta rhei" im Museum im Kleihuis-Bau 2006
Texte von Irmgard Sedler, ehemalige Direktorin des Museums im Kleihuis Bau, Kornwestheim

Die künstlerische Entwicklung von Manfred Henninger, einem der Mitbegründer der Stuttgarter „Neuen Sezession“ im Jahre 1929, hat sich im Spannungsfeld von inneren und äußeren Zwängen vollzogen. Dem Kontinuum eines zutiefst in Henningers Persönlichkeit angelegten Malimpetus, der auf einer beinahe mystisch empfundenen „ Vereinigung des Menschen mit der Landschaft“ gründete, konnten die biographischen Brüche nur bedingt Zäsuren setzen, indem sie den Malenden zu ständig neuen Ansätzen verpflichteten. Solches ist greifbar in der Malweise durch den Übergang von der Ateliermalerei zum Plein air , in der Naturrezeption durch die Auseinandersetzung mit wechselnder Geographie und neuen Landschaftstypen, im Kompositorischen durch die Verschiebungen vom konturierten Bildgegenstand Mensch im Raum zur wirkungsvollen Osmose in der Fläche, der fluidal miteinander korrespondierenden Leiber, Gewässer und Baumlandschaften „als sei die Epidermis der Gestalten und der Dinge durchsichtig geworden, als seien sie miteinander verwoben in gemeinsamer Existenz“ (H.-J.Imiela, 1979).

Die Begegnung mit Oskar Kokoschka 1922 in Dresden, die Konfrontation mit der Antikensammlung im Albertinum, oder aber die innere Resonanzbereitschaft für die Kunst der Antike, die sich ihm auf der Spurensuche 1934 in Griechenland offenbarte – diese Erfahrungen fließen in die Bildauffassung Henningers während seiner frühen Stuttgarter Jahre mit ein. Sie sind Teil einer intensiven Auseinandersetzung des Malers mit der Natur als Landschaft, in der der Mensch seinen Platz hat, einer Kulturlandschaft im weitesten Sinne, wie sie die Freiluftbäder – und Steinbruchbilder vom Neckar vermitteln. Über Wasser und Stein, über Weich und Hart entfaltet sich jenes alle Formen überströmende, bewegte Farblicht, das bei Henninger von Anbeginn mehr als nur Impression im Festhalten des Sehmomentes ist, sondern der Ausdruck seines Eins-mit-der-Welt-sein-Gefühls.

Bei den auf Ibiza (1933 – 1936) gemalten Hafen – und Olivenhainbildern tritt einem die mediterane Lichtfülle in ihrer bunten Heiterkeit, hier ganz gezielt anden Gegenstand gebunden, entgegen. Sie bricht sich am Amorphen wie am Lebendigen, auch lässt sie die manchmal noch so flüchtig hingeworfene menschliche Gestalt nicht zur Staffage verkommen.

„Belehrt von den großen Franzosen und Korinth“ verschreibt sich Henninger dann im Schweizer Exil der erhabenen, unberührten Bergwelt des Tessins. Die Wald – und Berglandschaften derspäten dreißiger und der vierziger Jahre bekunden in ihren Anklängen an die Walchensee – Bilder des deutschen Vorbildes eine bis ins Schwärmerisch – Religiöse gesteigerte Naturverehrung, ein Gefühl der Entrücktheit, das sich durch die disziplinierte Pinselführung und die strenge Komposition in Anlehnung an Cezanne nur schwer bändigen lässt.

Im Spätwerk gelingt Henninger letztlich die große künstlerische Befreiung, „von da ab ist das Dionysische bei ihm aus den arkadischen Gefilden ausgebrochen“ (h.-J. Imieöla, 1979), Mensch und Landschaft sind eins geworden im Erleben des pantheistischen Weltgefühls.

 

Biografie von Frau Eva Hesse, ehemalige Direktorin des Museums Kallmann in Ismaning

1894Geboren am 2.12 in Backnang

1914 Meldet sich als Kriegsfreiwilliger. Die Konfrontation mit Leiden und Tod macht ihn zum leidenschaftlichen Kriegagegner.

1916 Wegen schwerer Erkrankung dienstuntauglich. Wir nach Tübingen verlegt. Kunstunterricht bei Heinrich Seufferheld an der Universität.

1918 Sanitätssoldat in Nürtingen. Er stellt die in seiner Freizeit gemalten Bilder im Lazarett aus.

1919 Beginn des Studiums an der Stuttgarter Akademie bei Pötzelberger. Freundet sich mit dem Mitschüler Erwin Heilbronner (später Broner) an, dessen Familie ihn großzügig fördert.

1921 Die Kunsthalle Mannheim erwirbt ein Selbstbildnis.

1922 Im Winter an der Dresdner Akademie bei Albiker und Kokoschka. Reise. Er sieht erstmals Bilder von Picasso sowie die Impressionisten- und Cézanne –Sammlung bei Cassirer. Besuch bei Max Liebermann.

1924 Erste Reisen nach Griechenland und Italien und längerer Malaufenthalt auf Sizilien.

1925 Malt mehrere Monate auf Ischia.

1926 Einzelausstellung im Kunsthaus Schaller in Stuttgart. Erste Reise nach Paris.

1928 Heirat mit Maria Kress.

1929 Gründet mit Manfred Pahl, Wilhelm Geyer, Alfred Lehmann und Gustav Schopf die Stuttgarter Neue Sezession.

1933 Aktive Beteiligung am Kampf gegen die Nazibewegung. Im März auf Grund einer Warnung abrupte Abreise. Mit Erwin Broner nach Chens am französischen Ufer des Genfer Sees, dann nach Ibiza. Die Familien kommen im Herbst nach.

1934 – 1936 Ibiza regt ihn zu einer seiner intensivsten Schaffensperioden an. Es entstehen etwa 300 Ölbilder.

1935 Ausstellung in Valencia. Der spanische Bürgerkrieg erreicht auch die Balearen. Im Oktober

1936 verlässt die Familie Ibiza. Frau und Kinder kehren nach Deutschland zurück. Er findet eine Bleibe im Tessin, im „Molino di Brumo“.

1939 - 1940 Besuch bei Charlotte Berend-Korinth im Weggis. Von der im Sommer zu Besuch weilenden Familie bleiben die zwei älteren Söhne bei Kriegsausbruch da. Schwere Venenentzündung, verbunden mit Herzinfarkt. Zur Pflege ihres schwerkranken Mannes kann die Frau mit dem jüngsten Sohn Deutschland wieder verlassen. Die Familie lebt nun zusammen in der „Mühle“.

1941 Er beschäftigt sich erstmals mit Keramik und schreibt Aufsätze über die französischen Impressionisten in der Zeitschrift „Blätter für die Kunst“.

1942 Während der Kriegsjahre in der Emigration Armut und Isolation. Trotz der Hilfsbereitschaft einiger Künstlerfreunde hat er keinen Zugang zum Kunstleben in der Schweiz.

1946 Nimmt an der in Zürich, Basel und Genf gezeigten Ausstellung „Kunst im Exil“ teil.

1949 Berufung an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.

1953 Reise nach Ibiza. Es gelingt, einen Teil der dort verbliebenen Bilder nach Deutschland zubringen. Ab

1954 Zahlreiche Malreisen in verschiedene Mittelmeerländer.

1955 Wird für zwei Jahre zum Rektor der Akademie gewählt.

Ab 1959 Wohnung in Riva am Gardasee, wo er in Folge mehrere Monate im Jahr malt.

1961 Beendigung der Lehrtätigkeit, Umzug nach Stuttgart-Münster.

1965 -1966 Erste Ballettzeichnungen. Offset-Lithos zu den „Mythen um Orpheus“ aus dem X. X. und XI. Buch der Metamorphosen von Ovid.

1967 - 1968 Illustrationen zum „Satyricon“ von Petronius und zur „Äneis“ von Vergil. Im Winter zu Gast in der Villa Massimo in Rom.

Er wird bis 1979 Vorsitzender des Künstlerbundes Baden- Württemberg.

1971 Erste Blätter einer Folge von Zeichnungen und Pastellen zu den Georgica von Vergil.

1974 Reise nach London. Tod der Ehefrau.

1975 Retrospektive im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart. Erhält die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

1981 Nach einer gesundheitlichen Krise unternimmt er kaum noch Reisen. Er findet in der nahen Umgebung am Neckar und am Max-Eyth-See das Seherlebnis für die Thematik, auf das sich sein Alterswerk konzentriert : Landschaft und in die Natur eingebundene Badende.

1985 Verleihung des Hans-Thoma-Preises und des Großen Verdienstkreuzes mit Stern.

1986 Am 5. Oktober in Stuttgart gestorben.

 

 

Brigitte Henninger Art   ▪   Bergstr. 14   ▪   D - 82229  Seefeld   ▪   Germany   ▪   Phone: +49 (8152) 7172   ▪   Mobile: +49 (172) 899 88 86   ▪   eMail: Brigitte@Henninger-Art.com

 

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